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Gedanken zum Wohnen im Alter

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Gedanken zum Wohnen im Alter

Ab wann beginnt man, sich Gedanken über das Wohnen im Alter zu machen? Mit 50? Mit 60? Wenn frau gestürzt ist und im Krankenhaus liegt? Oder erst wenn die Mobilität nachlässt? Wie kann man selbstbestimmt im Alter leben, wenn keine Familie vor Ort ist, die für die Senior*innen da ist?

Dem Wort „mumifiziert sterben“ geht eines voraus: Vereinsamung. Und dieser Vereinsamung im Alter kann vorgebeugt werden mit einem aktiven Freundeskreis und/oder einem aktiven Wohnumfeld.

In einer Gesellschaft, in der die Alten immer mehr werden, sollte nicht nur jedes neue Bauen, sondern auch das Wohnen im Bestand auf Altenfreundlichkeit geprüft werden. Wohin mit Rollatoren oder E-Bikes? Welche Stolperhindernisse sind vorhanden bzw. lassen sich vermeiden? Sind die Alten mittendrin oder außen vorgeplant? Ist die Innenausstattung nicht nur behindertensondern auch altengerecht?

Verschiedene Lebensmodelle können hier greifen: in den eigenen vier Wänden (die vielleicht schon viel zu groß geworden sind), im betreuten Wohnen oder in einer anderen der vielfältigen Möglichkeiten.

Eine davon wäre die „Wahlfamilie“, mit der man/frau gemeinschaftlich wohnt und lebt, ob in einer Haus- oder Wohngemeinschaft. Damit eine solche Gemeinschaft funktionieren kann, ist ein freundschaftliches, friedliches Miteinander eine der Grundvoraussetzungen. Das bedeutet aber auch Arbeit und sich im Alter auf etwas vollkommen Neues einlassen.

Viele wählen das Mehrgenerationenwohnen. Wir, eine Gruppe von 15 Menschen zwischen 55 und 75, entschieden uns für ein Zwei-Generationen-Wohnen in einem lebendigen Umfeld. Aber die aktuellen gesetzlichen Vorgaben sehen alternative Wohnformen im Alter nicht vor. Wenn sich Menschen zusammenfinden, die zusammen alt werden wollen und dafür Konzepte entwickeln, so gibt es kaum offene Ohren oder gar Fördermöglichkeiten. Und so gilt es, kreativ zu werden: unser Projekt orientiert sich deshalb am Freiburger Mietshäuser Syndikat, das Wohnraum schafft, der auf Dauer für eine Gemeinschaft erhalten bleibt. Finanziell wird eine tragbare Grundmiete für Generationen angestrebt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Denn wir wollen unser Leben und Zusammenleben so lange wie möglich eigenständig und auch gemeinsam gestalten. Wir wollen unsere Fähigkeiten und Vorstellungen erhalten, ausbauen und einbringen. Wir haben Lust, an einem Experiment mitzuarbeiten, das nachbarschaftliches Zusammenleben neu denkt. Wir sind in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen politisch, sozial und kulturell engagiert, haben ganz unterschiedliche Lebensläufe aber durchaus das eine gemeinsame Ziel: ein für uns würdiges Leben, das Altern und einen würdigen Tod selbst zu gestalten. Wir können und wollen nicht auf familiäre Hilfe und/oder Pflege zurückgreifen oder darauf angewiesen sein.

Alt werden heißt für uns, uns mit der Realität von Alter, körperlichen und seelischen Einschränkungen und Krankheiten sowie mit Sterben und Tod auseinander zu setzen. Die Wohnform und die sozialen Zusammenhänge dafür wollen wir heute schaffen, weil wir es heute noch können.

Alt werden heißt für uns, ein Konzept zu entwickeln, das die verschiedensten Facetten der häuslichen Unterstützung und Pflege auch durch Fachpersonal berücksichtigt. Wir sind uns bewusst, dass unsere letzte Lebensphase begonnen hat und wir wollen diese eigenständig und vor allem gemeinsam und aktiv selbst gestalten. Die drohende Altersarmut betrifft auch einige in unserer Gruppe, daher sind auch wir auf das soziale Netz der aktuellen Gesetzgebung angewiesen. Aber ein selbstorganisiertes, selbstverwaltetes Wohn- und Pflege-Zuhause kann das solidarisch ausgleichen und so auf lange Sicht das Gemeinwesen entlasten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Besondere Herausforderungen stellen natürlich Altersverwirrtheit, Demenz und schwere Pflegefälle dar. Aber, wenn eine Gruppe die ihr gemäße Form des Zusammenlebens gefunden und ihre eigenen Stärken entwickelt hat, ist der/ die Einzelne in ein Miteinander eingebunden. Dies wird sich positiv auf Gesundheit, seelisches Befinden und die sozialen Strukturen auswirken.

Der unbestrittene Vorteil des gemeinsamen Wohnens im Alter vor allem in Form einer Wahlverwandtschaft ist es, dass eine Alterseinsamkeit unwahrscheinlich wird und damit auch die Gesundheit im höheren Alter länger anhält. Anderen Altersproblemen, wie Verarmung, Abwanderung und Altersgentrifizierung kann so ebenfalls versucht werden entgegenzuwirken.

Dieser Text wurde verfasst von: Bernd Obrecht, Anne Reyers, Gabriele Rissler

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